Das diesjährige World Economic Forum in Davos ist bzw. dessen Gründer und Executive Chairman und Unternehmer Klaus Schwab hat folgende Prognose verlautbaren lassen: “Menschliches Talent löst das Kapital ab. Die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren der Zukunft sind Kreativität und Innovationskraft.” Ferner wurde eigehend über die Zukunft des Kapitalismus diskutiert. Die Frage, ob der Kapitalismus mit seinen offensichtlichen Auswüchsen und Exzessen noch in unsere jetzige und zukünftige Welt passt, wurde von vielen Teilnehmer aufgeworfen. Immerhin. Einige Medienberichte mutmaßten sogar, ob der Kapitalismus in Davos bereits ad acta gelegt worden sei, wenn schon Manager und Banker anfangen, an der Zukunft des Systems zu zweifeln. Anzumerken ist einerseits: “In Davos ist die Ideologie einer freien aber sozial verpflichteten und fair regulierten Marktwirtschaft nie in Frage gestellt worden.” Andererseits wissen wir auch alle, dass der sogenannte Turbokapitalismus, die zunehmende Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern bedingt und momentan unaufhaltsam zu beschleunigen scheint. Das sogenannte nordische oder schwedische Modell zeigt uns, dass sich Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und soziale Sicherungssysteme nicht unbedingt ausschließen müssen – sie lassen sich in diesem Beispiel sogar sehr gut miteinander verbinden, wie die Praxis auch belegt. Des weiteren Sagt Herr Schwab:
“Wenn Talent zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird, dann kann man durchaus feststellen, dass der Kapitalismus durch den “Talentismus” ersetzt wird. So wie während der Industrialisierung das Kapital das Handwerk ersetzte, löst heute menschliches Talent das Kapital ab. Ich bin überzeugt, dass dieser Transformationsprozess auch zu neuen Ansätzen in der Wirtschaftslehre führen wird … Letzten Endes geht es darum, wieder zum Stakeholder-Prinzip zurückzukommen, das ich 1971 in einem Buch entwickelt und vorgestellt habe und das heute durch den Havard-Professor Michael Porter unter dem Namen “shared value creation” eine Renaissance erfährt … Ein Unternehmen wird vor allem in einer Zeit, in der Social Networks größere Teilhabe und Transparenz ermöglichen, nur erfolgreich wirtschaften können, wenn es nachhaltig einen Nutzen nicht nur für seine Aktionäre, sondern für die Allgemeinheit erzielt.” Danke für diese Worte.
Reale Umsetzungen in der Wirtschaftspraxis gibt es in diesem Buch nachzulesen, welches ich sehr empfehlen kann: Hannes Koch – Soziale Kapitalisten, Vorbilder für eine gerechte Wirtschaft
Porträtiert werden u.a. Günther Cramer (Solarfirma SMA), Götz Werner (dm-drogerie markt), Michael Otto (Otto Gruppe), Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell (Faber-Castell), Marli Hoppe-Ritter (Ritter-Sport) und Ulrich Lehner (Henkel).
Kreativität und Innovationskraft sind die treibenden Elemente einer Elite, die es sich erlauben kann, etwas zu riskieren. Die Masse leidet aber darunter, dass für sie genau das nicht möglich sein kann, weil das Geld oder die Bildung als Ausgangspunkt fehlen.