Mein südtoskanischer Urlaub führte mich unter anderen auch an den Ort, wo das Kreuzfahrtschiff “Costa Concordia” auf Grund gelaufenen war: Den Hafen vor der Insel Giglio. Der fast schon surreal anmutende Anblick des havarierten Kreuzfahrtschiffes inmitten eines Urlaubsparadieses veranlasste mich, etwas mehr zur Thematik von Kreuzfahrten in Verbindung mit Umweltaspekten zu erfahren. Dabei stieß ich u.a. auf folgenden Artikel von Birger Nicolai – Die Welt:
“Kreuzfahrtschiffe werden mit Schweröl angetrieben, einem Abfallprodukt aus den Raffinerien, das auch zur Herstellung von Teer und Asphalt genutzt wird. Beim Verbrennen im Schiffsmotor werden Schwefel, Stickstoff und Kohlendioxid in solchen Mengen freigesetzt, wie sie an Land nie und nimmer erlaubt wären. Nach Berechnungen der Umweltschutzorganisation Nabu stößt ein Kreuzfahrtschiff auf einer einzigen Seereise so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Autos auf der vergleichbaren Strecke. Wenn Kreuzfahrtschiffe statt des Schweröls mit Marine Diesel fahren würden, könnten Tankvorräte ganz einfach abgesaugt werden. Der Treibstoff ist mit Pkw-Diesel vergleichbar, der Motorenbetrieb wird damit deutlich sauberer. Doch für Reedereien wäre der Schiffsbetrieb sonst deutlich teurer: Schweröl kostet derzeit rund 700 Dollar pro Tonne, “sauberes” Marine Diesel schlägt mit mindestens einem Drittel mehr in die Tankrechnung hinein. Und da die Dimensionen auf einem Schiff nicht so sind wie beim Auftanken des Autos – bis zu 16.000 Tonnen gehen in die Tanks –, ist der Preisunterschied groß.
Das gilt auch für den Verbrauch: An einem einzigen Tag auf dem Meer verbrennt ein mittelgroßes Schiff 200 Tonnen Schweröl. Für das umweltverträglichere Marine Diesel müsste der Reeder pro Tag 60.000 Dollar mehr ausgeben. Kreuzfahrt-Manager Richard Vogel, Chef von TUI Cruises dazu: “Unsere Befragungen haben herausgefunden, dass Kunden nicht dazu bereit sind, deutlich mehr für eine grüne Kreuzfahrt auszugeben. Nach unseren Berechnungen würde eine Woche Kreuzfahrt um 120 bis 150 Euro teurer werden.” Das Unternehmen werde dann an anderer Stelle sparen müssen. Denn die schwimmenden Hotels benötigen ständig und viel Energie.
Der Hotelbetrieb muss etwa mit Warmwasser für die Kabinendusche oder Strom für die Wäscherei versorgt werden. Auch die aufwendigen Bühnenshows am Abend sind große Energieverbraucher. Würde ein Kreuzfahrtschiff die Minibar in den Schiffskabinen nicht durch Strom herunterkühlen, könnte dies nach Berechnungen von TUI Cruises die Energierechnung um 800.000 Euro im Jahr entlasten. Auch ohne Umrüstung auf Diesel-Kraftstoff ließe sich heute schon einiges manchen, um die Umweltbelastung durch Kreuzfahrten zu mindern. Mit Hilfe von Katalysatoren und Abgasreinigung können aus dem Schweröl Schadstoffe wie Schwefel herausgenommen oder zumindest verringert werden. Rußpartikelfilter könnten eingebaut werden. Bei Schiffsneubauten wird diese Technik bereits eingesetzt. Doch bei älteren Schiffen ist das angeblich kaum möglich.”
Die Nachfrage nach Schiffsreisen steigt weiter, ein Ozeanriese nach dem anderen feiert seine Taufe. Weltweit profitiert die Kreuzfahrt-Industrie von der zunehmenden Reiselust der Betuchten. Nach einer Studie ist ein Ende des Kreuzfahrtbooms nicht in Sicht – trotz des Costa-Unglücks. Hoffentlich aber ein Ende der umweltbelastenden Aspekte. Wäre zumindest eine Überlegung wert, vor dem Buchen der nächsten All-Inclusive-Sorglos-Kreuzfahrt. Ahoi.