Das Gift und wir

Das Gift und wir

Das Gift und wir – wie der Tod über die Äcker kam und wie wir das Leben zurückbringen können

In diesem Buch geht es um unser Verhältnis zu synthetischen Pestiziden. Das Thema ist in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion immer präsenter geworden. Die schädlichen Wirkungen der synthetischen Pestizide auf lebendige Organismen, angefangen beim Menschen, über die Tiere, Pflanzen und Böden, bis hin zu den Gewässern und dem ganzen Ökosystem Erde, zeigen sich immer deutlicher. Es ist daher an der Zeit, dass wir uns als Individuen und als Gesellschaft ernsthaft fragen, ob die industrielle Landwirtschaft, die auf diese synthetischen Stoffe angewiesen ist, zukunftsfähig ist, und ob wir ein auf Giftstoffe aufgebautes Ernährungssystem weiterhin wollen. Dies umso mehr, als Bäuerinnen und Bauern seit hundert Jahren erfolgreich zeigen, dass auch ohne synthetische Pestizide gute Ernteerträge erzielt und qualitativ
hochwertige Lebensmittel produziert werden können und hier auch noch ein großes Forschungspotenzial im Hinblick auf höhere Ernteerträge liegt. Längst kommen zahlreiche Studien zu dem Ergebnis, dass nur eine Landwirtschaft, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie, die Menschheit nachhaltig und langfristig wird ernähren können.

Dank des Instruments der direkten Demokratie in der Schweiz, kamen zwei Initiativen zustande, die synthetische Pestizide verbieten oder staatliche Subventionen nur noch denjenigen Bauern zugestehen wollen, die auf synthetische Pestizide verzichten. Wenn diese Initiativen durch einen Volksentscheid angenommen werden, dann wird zum ersten Mal in der Geschichte durch einen basisdemokratischen Prozess ein fundamentaler Wechsel im Ernährungssystem eines ganzen Landes
ermöglicht. Dies könnte motivierendes Vorbild für andere Staaten und die weltweite Antipestizidbewegung werden. Das waren die Überlegungen und unsere Motivation zu diesem Buch.

Hinzu kam aber auch eine gefühlte Verantwortung, dieses kostbare Instrument der Direkten Demokratie zu unterstützen, bei dem die Bürger als Souverän über ihre eigenen Belange und die gesellschaftliche Entwicklung selbst entscheiden.

Die Initiativen waren also Auslöser für den Entschluss der Bio-Stiftung Schweiz zur Herausgabe dieses Buches, aber die Intention geht darüber hinaus. Es soll möglichst auch in anderen Ländern zur Bewusstseinsbildung beitragen. Denn die Probleme, die durch die Verwendung von synthetischen Pestiziden entstehen, machen vor Ländergrenzen nicht halt. In über dreißig Beiträgen von unterschiedlichen Expertinnen und Experten wird das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Das Buch soll dabei helfen, sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen und im Hinblick auf dieses Thema urteilsfähig zu werden.

Wir sind davon überzeugt, dass wir angesichts der umfassenden Problematik der synthetischen Pestizide, also giftigen bis hochgiftigen Stoffen, keine weiteren Experimente, keine weiteren Freilandversuche mit unbestimmtem Ausgang und unkalkulierbarem Risiko mehr brauchen. Wir plädieren stattdessen für einen fundamentalen Systemwechsel, der dem Leben in seiner Vielfalt wieder gerecht wird.

Ein solcher Systemwechsel kann nur im Bewusstsein der Menschen beginnen. Ein erster Schritt kann darin liegen, sich die bereits entstandenen Schäden, sowie die bekannten und unbekannteren Risiken genauer anzusehen. Die Beiträge im ersten Kapitel dieses Buches geben dazu reichlich Gelegenheit. Im zweiten Kapitel werden politische, rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte des Einsatzes von synthetischen Pestiziden beleuchtet, und im dritten schließlich kommen Praktiker zu Wort, bei denen Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide bereits seit Jahren Alltag ist. Ihre Erfahrungen zeigen, dass auf Ackergift gut verzichtet werden kann, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, von der Natur, von Fachkollegen und Forscherinnen zu lernen, die sich mit alternativen Methoden der Schädlingsregulierung auskennen und Hilfestellung bei der Umstellung bieten können.

Im dritten Kapitel des Buches werden außerdem Vorschläge vorgestellt, wie eine Transformation von der industriellen Landwirtschaft zu einer nachhaltigen Agrarkultur praktisch vollzogen werden kann, oder auch, wie sie bereits in einigen Regionen vollzogen wurde. Die Herausforderung, vor der wir als Menschheit stehen, ist aus unserer Sicht diese: Wie können wir im Interesse unserer Kinder und Enkelkinder, aber auch der Erde und ihrer Ökosysteme eine neue Agrarkultur entwickeln und praktisch so umsetzen, dass für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Bäuerinnen und Bauern und den Lebensmittelhandel Win-win-Situationen entstehen.

Bereits vor ziemlich genau einhundert Jahren erkannten die Pioniere des Ökolandbaus, wohin die Entwicklung der industriellen Landwirtschaft führen wird, und gingen in vielerlei Hinsicht andere Wege. Aufgrund ihrer Weitsicht und ihres Durchhaltevermögens ist in der Zwischenzeit ein reicher Erfahrungsschatz entstanden, der für die dringend erforderliche Transformation unserer Ernährungssysteme zur Verfügung steht. Was für ein Glück!

Wir haben uns als gesamte Gesellschaft über einen langen Zeitraum in eine schwierige Situation gebracht und können die Transformation hin zu einer nachhaltigen Agrarkultur auch nur gemeinsam schaffen. Wenn sich der Wille dazu weltweit noch stärker zeigt und auswirkt, werden die Bäuerinnen und Bauern, die Bauernverbände, wird auch die Politik die nötige Kraft aufbringen, die Segel an diesem neuen Wind auszurichten und den Kurs zu ändern. Es liegt in unserer Hand!
Wenn unser Buch auf diesem Weg einen Beitrag zu leisten vermag, so würden wir uns darüber ausserordentlich freuen.

Mathias Forster und Christopher Schümann, Bio-Stiftung Schweiz

Weitere Informationen: www.dasgiftundwir.ch

Das Gift und wir – wie der Tod über die Äcker kam und wie wir das Leben zurückbringen können
Herausgeber: Bio-Stiftung Schweiz, Mathias Forster und Christopher Schümann
Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2020
Hardcover, 448 Seiten
ISBN: 978-3-86489-294-3
29,95 Euro / CHF 35.-

Der Westend Verlag ist ein Sachbuchverlag in Frankfurt am Main mit den thematischen Schwerpunkten auf den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie.

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